Leitungswasser trinken ist umweltfreundlich und gesund. Wer am Wasserhahn zapft, schont Geldbeutel und Umwelt. In punkto Nachhaltigkeit nicht zu toppen.
In Deutschland kostet ein Liter Wasser aus der Flasche bis zu 500mal mehr als ein Liter Leitungswasser – und das, obwohl es durchschnittlich nicht von höherer Qualität ist. Zieht man nun auch noch die ökologische Bilanz hinzu, sprudeln weitere Argumente für den Trinkwassergenuss aus der Leitung. Denn von den Bergen an Plastikmüll einmal abgesehen, müssen selbst sogenannte Mehrwegflaschen unter hohem Energieverbrauch erst aufwändig aufbereitet werden. Von den langen Transportwegen ganz zu schweigen.
Wassertrinken ist gesund und „in“. Nachhaltig denken und handeln ebenso. Wer das eine mit dem anderen verbinden möchte, liegt mit Wassertrinken aus dem Wasserhahn genau richtig. Denn Leitungswasser ist erwiesenermaßen nachhaltig: Zum einen stellen die verantwortlichen Behörden sicher, dass nie mehr Wasser aus dem Kreislauf entnommen wird, als auf natürlichem Weg bereitsteht. Zum anderen stammt fast jedes Trinkwasser aus der Region und muss somit nicht aufwändig transportiert werden. Im Vergleich zu Trinkwasser aus dem Supermarkt kostet es fast nichts, erzeugt keinen Plastikmüll und erfordert kein lästiges Kistenschleppen.
Ökobilanz: Leitungswasser und Mineralwasser im Vergleich
Will man die Ökobilanz beider Produkte vergleichen, gilt es, die Prozesse der Trinkwassergewinnung von Leitungswasser, wie auch von Mineralwasser im Hinblick auf ihren gesamten Produktlebenszyklus mit einzubeziehen. Dies beinhaltet beim Leitungswasser die Trinkwassergewinnung, Aufbereitung und den Transport durch das Trinkwassernetz. Beim Mineralwasser die Flaschenherstellung, Abfüllung und den Transport.
Vergleicht man den CO2-Fußabdruck von Leitungswasser mit Flaschenwasser ergeben sich für die Förderungen zunächst keine großen Unterschiede. Brunnenwasser benötigt 0,35 g CO2-Äquivalente pro Liter für die Förderung und Aufbereitung, Leitungswasser wird danach noch durch die Leitungen in die Haushalte gepumpt, was den Fußabdruck sehr geringfügig erhöht (<0,02g CO2-Äquivalente pro Liter).
Wesentlich größere Auswirkungen auf die Ökobilanz haben hingegen Faktoren wie Abfüllung und Transport des Mineralwassers. Besonders importiertes Flaschenwasser verursacht bis zu 1000 Mal mehr Umweltbelastungen als Leitungswasser. Und der Import ist enorm: Allein 2014 wurden 1.142,8 Millionen Liter Mineralwasser in die BRD importiert.
LKW-Transporte von Wasserflaschen belasten die Umwelt
Flaschenwasser wird meist per LKW von den Abfüllanlagen über Umwege bis in die Supermärkte gebracht. Die zurückgelegte Transportstrecke einer Wasserflasche hängt damit von deren Abfüllort ab. Regionale Wasserquellen sind also zu bevorzugen, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Greenpeace Stuttgart hat exemplarisch die unterschiedlichen Trinkwasserflaschen in Stuttgarts Supermärkten untersucht. Ergebnis: die Trinkwasserflaschen aus der Region hatten nur 37 Kilometer bis zum Supermarkt zurückgelegt. Das mit einer Transportstrecke von 769 Kilometern am weitesten gereiste Wasser stammte aus dem französischen Zentralmassiv. Im Durchschnitt wurden die Wasserflaschen ca. 256 Kilometer weit transportiert. Weiterhin schlägt natürlich für die Ökobilanz von Flaschenwasser zu Buche, ob der Verbraucher mit dem Auto, Rad oder zu Fuß zum Einkaufen geht. Mit dem Wasser muss natürlich auch die Verpackung – also Glas- oder Plastikflaschen – mittransportiert werden, einmal zur Abfüllanlage, zusammen mit dem Mineralwasser in den Supermarkt und dann nach Hause. Einmal leer getrunken, wird die Flasche im Recyclingsystem entweder gespült und wieder befüllt oder zerkleinert und zu anderen Plastikprodukten weiterverarbeitet. Für Abfüllung und Bereitstellung einer 1-Liter-Flasche Mineralwasser werden rund sieben Liter Wasser benötigt. Bezogen auf die Ökobilanz fällt es übrigens kaum ins Gewicht, ob sich ein Verbraucher für Glas- oder Plastikflaschen entscheidet. Mehrweg-Glasflaschen können bis zu 50-mal, Mehrweg-PET-Flaschen bis zu 25-mal wieder befüllt werden. Aus Sicht des Instituts für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg ist die PET-Mehrwergfasche die ökologisch günstigste Verpackung. Weil sie leichter ist als Glas, verringern sich die Transportemissionen. Denn obwohl man Glasflaschen deutlich öfter verwenden kann, wird mehr Energie für deren Reinigung benötigt.
Fazit: Die umweltfreundlichste Art Wasser zu trinken, ist: Direkt aus der Leitung. Bestenfalls, mit einem Leitungswasser Filter.
Für den Genuss von Leitungswasser bedarf es weder Erdölförderung noch fallen Plastikmüll oder CO2 an. Vor diesem Hintergrund betrachtet, verbraucht Leitungswasser wesentlich weniger Energie und Rohstoffe als Flaschenwasser. Grundsätzlich lässt sich zusammenfassen, dass stilles, ungekühltes Mineralwasser die Umwelt durchschnittlich etwa 450-mal mehr belastet, als Trinkwasser aus dem Hahn. Für einen Berliner Mineralwassertrinker ergeben sich durchschnittlich 210 g CO2-Äquivalente pro Liter Flaschenwasser. Für Leitungswasser entstehen 0,35g. Würden sich heute alle Berliner dafür entscheiden, nur noch Leitungswasser zu trinken, könnten fast 100.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Ein guter Grund, den Wasserhahn aufzudrehen.